Gleich zwei neue Träger verstärken den Ökumenischen Prozess "Umkehr zum Leben - den Wandel gestalten" (ÖP): Die Evangelisch-Lutherische Landeskirche in Sachsen (EVLKS) und die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) haben ihre Mitarbeit und die finanzielle Unterstützung erklärt. Die Evangelische Landeskirche Anhalts ist bereits länger als aktives Mitglied im ÖP vertreten. Der ÖP möchte die Herausforderungen der „Großen Transformation“ für den Alltag der deutschen Kirchen „übersetzen“ und eine umfassende Umkehr in allen Bereichen anregen und verankern. Dabei will der bundesweite Prozess auch unbequeme Fragen stellen, den Finger in die Wunden legen und „unbequemer Treiber“ sein.
EVLKS
Für Landesbischof Tobias Bilz ist die Frage der Umkehr gerade jetzt hochaktuell: „Wird es uns gelingen nach dem wirtschaftlichen Neustart eine umweltverträgliche Form des Wirtschaftens zu finden?“ fragte er in seiner Einführungspredigt im Meißner Dom. „Menschen beten heute nicht die Sterne an, wie die Babylonier. Aber das Selbstgeschaffene wird ihnen zum Leitstern. Erarbeiteter Wohlstand, der immer weiter vermehrt werden will. Ist es nicht auch wie ein Fluch, dass Wirtschaft immer weiter wachsen muss? Brauchen wir wirklich eine fortwährende Verbesserung unserer Lebensmöglichkeiten? Und dann die Angst: Wer könnte uns nehmen, was wir jetzt besitzen?“[1]
Die EVLKS wird im Trägerkreis des ÖP durch Christine Müller vertreten, langjährige Leiterin der Arbeitsstelle Eine Welt und im Leitungsteam der Initiative „anders wachsen“. Sie sieht eine Verpflichtung der Kirchen zu alternativem Verhalten: „Ein großer Teil der globalen Ungerechtigkeit entsteht durch ein ausbeuterisches Wirtschaftssystem, das wir durch unseren täglichen, unmäßigen Verbrauch stützen. Um die Transformation unserer Gesellschaft voran zu bringen, müssen wir Kirchen selbst radikal umkehren: Beim Einkaufen und Verbrauchen oder auch z. B. mit der konsequenten CO2-Sanierung unserer Gebäude, mit solidarischer Landwirtschaft, einer ökofairen Verpachtung von Kirchenland oder bei unserer eigenen Mobilität, unseren Flug-Dienstreisen zum Beispiel.“
EKM
Landesbischof Friedrich Kramer sieht auch die mitteldeutsche Landeskirche vor der „großen Herausforderung eines Umbaus unserer ganzen Gesellschaft hin zu einer postfossilen Lebensweise“[2]. Dies sei nicht nur eine Frage des Klimaschutzes oder des CO2-Ausstoßes, sondern die Frage einer großen Transformation. Darüber hinaus sei es nötig, dass wir einen kulturellen Wandel in diesen Fragen voranbringen und mit anderen Akteuren vernetzt agieren. „Darin kann der ökumenische Prozess „Umkehr zum Leben, den Wandel gestalten“, an dem viele ökumenische Partner in Deutschland beteiligt sind und der in unserer Landeskirche von der Evangelischen Akademie in Wittenberg vorangetrieben wird, ein wichtiger Akteur sein.“
Die EKM wird im Trägerkreis durch Jens Lattke vertreten, Leiter des Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrums und Friedensbeauftragter der EKM. Er betont die Verantwortung der Kirchen: „Die Schöpfung zu bewahren, verstehen wir als ureigensten kirchlichen Auftrag. Wir müssen uns daher fragen lassen, ob wir selbst in unserem Tun diesem Ziel genügen“. Denn die Freude an Gottes Schöpfung und den verantwortlichen Umgang mit ihr könne und müsse man fest in unserem Handeln als Kirche verankern: Ob im Gemeindeleben, in kirchlichen Einrichtungen oder in Kooperationen, so Lattke.
[1] Zitat aus der Predigt von Tobias Bilz zum Einführungsgottesdienst am 25.4.2020
[2] Alles Zitate aus: Bericht des Landesbischofs auf der Synodentagung in Erfurt am 27.11.2019