Zeichen gegen Rüstung setzen: Warfree
Man stelle sich vor, dass in einem Naturschutzgebiet
in unmittelbarer Nähe des eigenen Wohnortes eine
Fabrik gebaut würde, die Bomben produziert. Und
man stelle sich vor, man erfährt, dass diese Bomben in
einem Krieg genutzt werden, um Zivilisten zu töten.
Dieses Schicksal hat die kleine Gemeinde Iglesias ereilt,
die im Süden Sardiniens liegt, als dort 2001 eine
Fabrik, die vormals Sprengstoff herstellte, aufgekauft
und zu einer Bombenproduktionsstätte umgewandelt
wurde. 2010 wurde diese Firma von RWM Italia
S.p.A. aufgekauft, einer Tochterfirma der deutschen
Rüstungsfirma Rheinmetall. Traurige Berühmtheit
erlangte diese Fabrik, als im Jemen-Krieg Zivilisten
getötet wurden mit Bomben, die eindeutig in dieser
Fabrik hergestellt worden waren. Auf Sardinien hat
sich daraufhin ein breites Bündnis der Zivilgesellschaft
unter Beteiligung kirchlicher Organisationen gebildet,
das gegen die Existenz der Fabrik und den Export der
Bomben in Krisenländer seine Stimme erhob. Um der
Kriegsindustrie auf der eigenen Insel etwas entgegenzusetzen,
wurde ein Label „warfree“ eingeführt. Das
wird all den Unternehmen auf der Insel angeboten, die
sich verpflichten, nachhaltig und vor allem unabhängig
von der Rüstungsindustrie ihrem Gewerbe nachzugehen.
Die digitale Plattform „warfree“ will den dort
registrierten Unternehmen dabei helfen, ihre Produkte
auch international zu vermarkten. Wir können die
Friedensarbeit auf Sardinien unterstützen, indem wir
die unter dem Label „warfree“ vermarkteten Produkte
in unsere Konsumentscheidungen einbeziehen. (ms)
Autor
Michael Starck ist landeskirchlicher Beauftragter für den Kirchlichen Entwicklungsdienst der Evangelischen Kirche in Baden. In den letzten Jahren hat die Nothilfe aufgrund von klimabedingten Schäden und Verlusten in Partnerländern einerseits, die Förderung bildungspolitischer Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung für mehr Nachhaltigkeit andererseits einen immer breiteren Raum in der entwicklungspolitischen Arbeit der Kirchen eingenommen. Die globalen Auswirkungen unseres Umgangs mit der Natur in den kirchlichen Diskurs einzuspeisen, gleichzeitig Gesellschaft und Politik an ihre Verantwortung gegenüber dem Globalen Süden zu erinnern, darin besteht die Aufgabe des Kirchlichen Entwicklungsdienstes.