Nachlesen: Literatur zum Thema „Suffizienz“
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Zusammengestellt von Jörg Göpfert/Stand: September 2021/ Die Urheberschaft der folgenden Angaben liegt bei den Verlagen
Norbert Nicoll: „Adieu, Wachstum! Das Ende einer Erfolgsgeschichte“, Tectum Wissenschaftsverlag, 2021, 544 S., ISBN-13: 978-3-8288-4473-5
Die „Grenzen des Wachstums“ wurden 1972 zu dem Umweltbuch des 20. Jahrhunderts. Wo stehen wir heute? Norbert Nicoll liefert eine reichhaltige, kritische Darstellung der kapitalistischen Wachstumsidee. Er macht anschaulich, wie diese historisch entstanden ist, wie sie einen kleinen Teil Privilegierter reich gemacht hat und uns nun in eine Klima-, Energie- und Ressourcenkrise führt. In einer Tour de Force bringt er uns Fakten aus Ökologie, Ökonomie, Soziologie, Geologie, Geschichts- und Politikwissenschaft nahe. Er gewinnt daraus zugleich Ansätze für eine nachhaltige und menschenfreundliche Metamorphose der Wachstumsidee und macht plausibel: Wachstum und Wohlstand können und müssen entkoppelt werden, um unseren Planeten zukunftsfähig zu machen.
Maike Böcker, Henning Brüggemann, Michaela Christ, Alexandra Knak, Jonas Lage, Bernd Sommer: „Wie wird weniger genug? Suffizienz als Strategie für eine nachhaltige Stadtentwicklung“, oekom verlag, München 2021, 96 S., ISBN-13: 978-3-96238-276-6
Viele Städte sind unter Druck: Der Wohnraumbedarf steigt und mit ihm die Kosten für das Wohnen. Gewerbe und Handel wünschen sich zusätzlich Raum – vor allem am Stadtrand. Jedes Jahr werden mehr und immer größere Autos zugelassen, für die es Verkehrs- und Parkflächen braucht. Bislang reagieren Kommunen auf steigende Anforderungen mit Wachstum, das heißt, Brachen oder Ackerland werden in Siedlungsfläche umgewandelt. Dort aber, wo Flächenkonflikte durch Wachstum gelöst werden, kollidiert dies mit Nachhaltigkeitszielen; mit der Reduktion von Emissionen oder dem schonenden Umgang mit Ressourcen. Wie also wird weniger genug? Wie gelingt es, die Stadt für alle Menschen bezahlbar, lebenswert und alltagstauglich zu machen, ohne immer mehr Ressourcen zu verbrauchen? Die Nachhaltigkeitsstrategie der Suffizienz setzt auf Verhaltensänderung anstelle von Wachstum, um diese Ziele zu erreichen. Suffizienz in der Stadtentwicklung bedeutet, die städtische Infrastruktur so umzubauen, dass ressourcenarmes Leben einfach wird. Suffizienz fördert öffentlichen Wohlstand und schränkt privaten Luxus ein. Konkret heißt das, funktionsgemischte Quartiere, die Stadt der kurzen Wege, gemeinschaftliches Wohnen oder die Innen- vor Außenentwicklung voranzutreiben. Entlang zahlreicher Beispiele aus der Praxis zeigt die Publikation, wie suffizienzorientierte Stadtentwicklung gelingen kann, ohne die Grenzen der Suffizienz in einer wachstumsorientierten Gesellschaft zu verschweigen. Die Publikation ist ein Ergebnis eines transdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsvorhabens von Wissenschaftler*innen des Norbert Elias Centers der Europa-Universität Flensburg und der Verwaltung der Stadt Flensburg.
Maike Böcker ist Soziologin, hat am Forschungsschwerpunkt „KlimaKultur“ des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI) geforscht und wurde an der Europa-Universität Flensburg promoviert. Henning Brüggemann ist Diplom-Volkswirt und seit 2007 Bürgermeister und Kämmerer der Stadt Flensburg sowie Mitglied im Finanzausschuss des Deutschen Städtetages. Er leitet städtischerseits das transdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Entwicklungschancen und Hemmnisse einer suffizienzorientierten Stadtentwicklung“ (EHSS). Michaela Christ verantwortet am „Norbert Elias Center for Transformation Design & Research“ der Europa-Universität den Forschungsbereich „Diachrone Transformationsforschung“. Zusammen mit Bernd Sommer leitet sie das Projekt „Entwicklungschancen und Hemmnisse einer suffizienzorientierten Stadtentwicklung“ (EHSS). Alexandra Knak ist Juristin und war lange für die Stadt Flensburg im Bereich des Baurechts tätig. Ihre Spezialisierung auf Städtebau- und Umweltrecht führte sie 2017 als Mitarbeiterin zum Projekt „Entwicklungschancen und Hemmnisse einer suffizienzorientierten Stadtentwicklung“ (EHSS). Jonas Lage forscht an der Schnittstelle von Energiewissenschaften, Transformationswissenschaften und Soziologie. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Norbert Elias Center for Transformation Design & Research der Europa-Universität Flensburg sowie Teil des I.L.A.-Kollektivs. Bernd Sommer verantwortet am „Norbert Elias Center for Transformation Design & Research“ der Europa-Universität den Forschungsbereich „Klima, Kultur & Nachhaltigkeit“. Zusammen mit Michaela Christ leitet er aufseiten der Universität das Projekt „Entwicklungschancen und Hemmnisse einer suffizienzorientierten Stadtentwicklung“ (EHSS).
Herbert Schaaff: „Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. Nach- und Vordenken über die Bedürfnisse des Menschen“, Metropolis, 2021, 573 S., ISBN-13: 978-3-7316-1469-2
Menschliche Bedürfnisse werden zumeist als vielfältig und tendenziell unbegrenzt interpretiert. Diese unzutreffend vereinfachende Sicht wird vor dem Hintergrund des Konsumverhaltens in Wohlstandsgesellschaften vermehrt kritisch hinterfragt. Dabei wird meistens vom Ergebnis (Überfluss) und seinen Auswirkungen (Unzufriedenheit, Ressourcenverbrauch, Klimawandel) und weniger von den Ursprüngen (Bedürfnisse) her argumentiert. Die zugrundeliegenden Bedürfnisse der Menschen und deren Herkunft und Historie werden nicht in das relevante Blickfeld genommen. Man behilft sich mit der regelmäßig wiederholten und dadurch überzeugenden Behauptung, dass die menschlichen Bedürfnisse unbegrenzt, ja sogar unendlich seien. So erscheint eine gedankliche Auseinandersetzung mit den menschlichen Bedürfnissen als ziemlich überflüssig. Dies ist erstaunlich, weil die moderne Gesellschaft umfassend durchökonomisiert ist. Die Ökonomie und der Konsum bestimmen nicht nur die Gesellschaft, sondern auch das individuelle Denken und Handeln. Die den Massenkonsum mitbegründenden Bedürfnisse bleiben nebelartig verdeckt, letztlich unbeachtet und damit auch unter- bzw. unbewertet. Dass dies möglicherweise interessengeleitet sinnvoll sein kann, wird zu zeigen sein. Nachdenken über menschliche Bedürfnisse bedeutet, dass die diesbezüglichen, vielfältigen (historischen und aktuellen) Gedanken beschrieben und ausgewertet werden müssen. Vordenken über die Bedürfnisse des Menschen verweist auf die Notwendigkeit, zukunftsorientierte und nachhaltige Ideen zu entwickeln, die mithilfe eines neuen bedürfnistheoretischen und -praktischen Ansatzes wichtige Hinweise für ein verändertes Leben und Wirtschaften geben können. Die Denkübungen über Bedürfnisentstehung, -entwicklung und -befriedigung ermöglichen es, zu verstehen, was Bedürfnisse eigentlich sind. Wir sind in und mit unseren Bedürfnissen nicht autonom und souverän. Wir leben, denken, fühlen, wünschen und handeln, also befriedigen unsere Bedürfnisse in einem komplexen Geflecht von genetischen, historischen, sozio-kulturellen und ökonomischen Rahmenbedingungen. Das Denken über Bedürfnisse ist eine hilfreiche Basis für erweiterte Kenntnisse über die Ursachen des menschlichen Glücks oder Unglücks sowie die Möglichkeiten und Wege für ein nachhaltiges, bedürfnisbasiertes Wirtschaften.
Erhard Eppler, Niko Paech: „Was Sie da vorhaben, wäre ja eine Revolution. Ein Streitgespräch über Wachstum, Politik und eine Ethik des Genug“, oekom verlag, München 2021, 208 S., ISBN-13: 978-3-96238-307-7
Dass sich etwas ändern muss, darüber sind sie sich einig... Mit Erhard Eppler, Umwelt und Entwicklungspolitiker der ersten Stunde, und Niko Paech, einem der profiliertesten Wachstumskritiker, treffen zwei engagierte Vorkämpfer einer ökologischen Wende aufeinander.
Was können die Energiewende und das »grüne Wachstum« leisten? Sind genügsamere Lebensstile mehr als eine Utopie? Und wer steht in der Pflicht: die Bürger oder die Politik? Ein mit Leidenschaft geführter Disput darüber, wie der anstehende gesellschaftliche Wandel vonstattengehen kann.
Als Politiker und Publizist war Erhard Eppler (1926–2019) – neben seinem Engagement in der Friedensbewegung – einer der ersten, die auf die ökologische Krise und die Notwendigkeit zum Umdenken hinwiesen. Sein Buch „Ende oder Wende“ (1975) trug wesentlich zur Entstehung und Entwicklung der Umweltbewegung in Deutschland bei.
Der Historiker und promovierte Germanist war seit den 60er-Jahren einer der bedeutendsten Vordenker der SPD. 1968–1974 war er Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. 1961–1976 gehörte er dem Deutschen Bundestag an, danach bis 1982 dem baden-württembergischen Landtag. In seiner Partei bekleidete er bis in die 90er Jahre hinein herausragende Ämter, unter anderem als Landesvorsitzender in Baden-Württemberg, Mitglied des Präsidiums und langjähriger Vorsitzender der Grundwertekommission. Zu Beginn und Ende der 80er Jahre amtierte er zusätzlich als Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags.
Prof. Dr. Niko Paech ist einer der profiliertesten Wachstumskritiker Europas und wurde mit seinem Buch »Befreiung vom Überfluss« (2012) zum führenden Vordenker der Postwachstumsökonomie im deutschsprachigen Raum.
Paech ist außerplanmäßiger Professor im Bereich Plurale Ökonomie an der Universität Siegen.Von 2008 bis 2016 war er als Vertreter des Lehrstuhls für Produktion und Umwelt (PUM) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg tätig. Zudem ist er Mitglied verschiedener Netzwerke und Einrichtungen im Nachhaltigkeitsbereich, unter anderem als Vorsitzender der Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ).
Ralf Konersmann: „Welt ohne Maß“, S. Fischer, 2021, 320 S., ISBN-13: 978-3-10-491144-1
Der Kieler Kulturphilosoph Ralf Konersmann zeigt: In der europäischen Geschichte waren Maß und Maße, Ethik und Technik, Moral und Wissen zwei Seiten ein und derselben Medaille. Es galt, sich nicht bloß hier oder da, sondern generell an das Maß zu halten – an das, was sowohl sachlich als auch sittlich geboten ist. Konersmann erzählt nun die große Ideengeschichte des Maßes: wie dieses Verhältnis wechselseitiger Bestätigung von Maß und Maßen einmal gedacht und gesichert war, unter welchen Umständen es dennoch zerbrach und welche Konsequenzen das Auseinandertreiben der vormals verbundenen Begriffswelten nach sich zog. Konersmann rückt den heute allgegenwärtigen Vormarsch des Messens, Zählens und Rechnens in eine genealogische Perspektive, durch die wir ihn erst wirklich verstehen – und unsere Gegenwart besser begreifen.
Ralf Konersmann, geboren 1955, ist Professor für Philosophie und Publizist. Bis März 2021 war er Direktor des Philosophischen Seminars an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er ist Wissenschaftlicher Beirat mehrerer philosophischer Zeitschriften und war Gründungsmitglied der Hamburger Akademie der Wissenschaften sowie Mitherausgeber des »Historischen Wörterbuchs der Philosophie«. Im S. Fischer Verlag hat er zuletzt das »Wörterbuch der Unruhe« (2017) veröffentlicht, für das er den Tractatus-Essaypreis des Philosophicum Lech verliehen bekommen hat, sowie den großen Erfolg »Die Unruhe der Welt« (2015).
Wilfried Mostler: „Mäßigung statt Wachstum oder weniger ist mehr. Eine Einladung zum maßvollen und nachhaltigen Konsum“, epubli, 2021, 56 S., ISBN-13: 978-3-7531-6026-9
Ein unendliches Wachstum auf einem endlichen Planeten ist nicht möglich. Die industrialisierten Gesellschaften streben nach einem „Immer mehr“, was unsere Ökosysteme und unser Überleben gefährdet. Verbesserte Lebensqualität bietet Wirtschaftswachstum nur, wenn es intelligent (smart growth), grün (green growth) und nachhaltig (sustainable growth) ist.
Vor diesem Hintergrund erscheint Mäßigung als ein zukunftsfähiges und notwendiges Konzept. Es geht bei einem rechten Maß in Produktion und Konsum nicht um persönliche Einschränkungen von Freiheit, sondern um eine Einsicht, bewusster und nachhaltiger zu produzieren und zu konsumieren. Die Menschheit muss sich mäßigen, um die natürlichen Lebensgrundlagen für sich und künftige Generationen zu erhalten.
Dipl. Betriebswirt (FH) Wilfried Mostler, geboren 1961, lebt mit seiner Frau in Schleswig-Holstein. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst erfolgreich als Vertriebsbeauftragter bei einem internationalen EDV Konzern. Im Zuge seiner beruflichen Laufbahn wechselte er als Key Account Manager in den Mittelstand. Später übernahm er Führungsaufgaben im Vertrieb als Vertriebs- und Niederlassungsleiter. Darüber hinaus ist er zertifizierter Professional Trainer. Heute genießt er das Dasein als Rentner und philosophiert über maßvollen und nachhaltigen Konsum für eine bessere und gerechtere Welt.
Hartwig Haase: „Genug, für alle, für immer. Nachhaltigkeit ist einfach komplex“, Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, 2020, 189 S., ISBN-13: 978-3-658-31219-0
Wie können wir Klimakrise und Ressourcenverknappung bewältigen? Wie muss ein Werkzeugkasten zur Reparatur der Menschheitsprobleme bestückt sein? Reicht das Werkzeug der Effizienz oder benötigen wir auf Grund der Dringlichkeit und der existenziellen Bedeutung einen ganzen Satz an Strategien, Methoden und Werkzeugen?
Dieses Buch gibt Antworten auf diese Fragen und einen Überblick über unterschiedliche Konzepte der Nachhaltigkeit. Es zeigt die Bandbreite an Perspektiven auf, wie den bestehenden Herausforderungen begegnet werden kann. Dabei wirbt es für ein starkes Miteinander der Strategien und ermutigt jeden zum Handeln und zur Veränderung.
Dr.-Ing. Hartwig Haase ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und Inhaber des Lehrpreises der Universität 2017 sowie Gründer der LOGiSCH GmbH.
Joshua Floyd, Samuel Alexander (Autoren); Simon Göß (Hrsg.): „Das Ende der Kohlenstoff-Zivilisation. Wie wir mit weniger Energie leben können“, oekom verlag, München 2020, 192 S., ISBN-13: 978-3-96238-242-1
Die Menschheit steht heute vor einer Doppelkrise: Zum Klimawandel gesellt sich die Erschöpfung fossiler Brennstoffe. Beide Krisen sind Folge der grundlegenden Abhängigkeit der modernen Welt von der Energiedichte der Fossilen. Doch können die Erneuerbaren die endliche Energiegrundlage der Kohlenstoff-Zivilisation ersetzen?
Die These lautet: Statt allein auf erneuerbare Energie zu setzen, sollten wir uns auf eine Welt des rückläufigen Energiedargebots einstellen sowie auf Energiesuffizienz setzen. Für Industriegesellschaften bedeutet dies eine enorme Herausforderung – mit tiefgreifenden Implikationen. Denn wir müssen nichts weniger als unser wachstumsbasiertes Gesellschaftsmodell reformieren.
Simon Göß ist Ingenieur für erneuerbare Energiesysteme und Experte für Energiepolitik und -märkte und der Energiewende. Außerdem baut er ein Reallabor für suffiziente Lebensweisen und eine sozial-ökologische Wende auf.
Joshua Floyd ist Fellow für Energie, Systeme und Gesellschaft beim Rescope-Projekt. Er forscht zur Zukunft von Energiesystemen. Seine ausführlichen Texte zu Energie und Gesellschaft sind unter beyondthisbriefanomaly.org verfügbar.
Samuel Alexander ist Dozent an der Universität Melbourne. Er forscht über die sozioökonomischen Auswirkungen des Übergangs zu erneuerbaren Energien. Er ist Autor von zwölf Büchern, darunter Prosperous Descent (2015) und Sufficiency Economy (2015).
Norbert Nicoll: „Gut leben ohne Wachstum. Eine Einladung zur Degrowth-Debatte“, Tectum Wissenschaftsverlag, 2020, 178 S., ISBN-13: 978-3-8288-4474-2
Unser Wirtschaftssystem ist nicht zukunftsfähig. Wir brauchen einen Wandel. Dieser Wandel ist bereits im Gange. Er wird getragen von tausenden Initiativen weltweit, welche sich gegen ein unendliches Wirtschaftswachstum ohne Rücksicht auf das Wohlergehen des Menschen und der Umwelt einsetzten. Dieses Buch wirft fundamentale Fragen auf. In welcher Gesellschaft wollen wir leben? Welche Dinge sind wirklich wichtig? Das Buch entwickelt die Vision einer besseren Zukunft. Es zeigt einen Ausweg aus dem Hamsterrad: Kaufen wir weniger, brauchen wir weniger Geld, müssen wir weniger schaffen, können wir uns häufiger entspannt zurücklehnen. Konsumieren wir weniger, brauchen wir weniger Geld, müssen wir weniger schaffen, können wir unser Leben mehr genießen. Am Ende sind wir zufriedener – und entlasten die Umwelt.
Bastian Lange, Martina Hülz, Benedikt Schmid, Christian Schulz (Hrsg.): „Postwachstumsgeographien. Raumbezüge diverser und alternativer Ökonomien“, transcript, 2020, 456 S., ISBN-13: 978-3-8376-5180-5
Der Band „Postwachstumsgeographien“ untersucht die Raumbezüge diverser und alternativer Ökonomien im Spannungsfeld von wachstumsorientierten Institutionen und multiplen sozialökologischen Krisen. Die Beiträge greifen diesen Ansatz erstmals umfassend auf und eröffnen mit konzeptionellen und empirischen Fachbeiträgen aus der Geographie und deren Nachbardisziplinen verschiedene Perspektiven auf die Möglichkeiten, Forderungen und Kritiken einer sozialökologischen Transformation. Aktuelle Diskussionen zu Postwachstumsökonomien werden aus geographischer Sicht präzisiert und mit Fallstudien und Interviews aus Zivilgesellschaft, Planung und Politik ergänzt.
Bastian Lange, Dr. phil., Privat-Dozent an der Universität Leipzig. Er lehrte als Gastprofessor (2011–2012) an der Humboldt-Universität zu Berlin (2011–2012) sowie der Universität Vechta (2018–2019). 2008 gründete er das Forschungs- und Beratungsbüro Multiplicities mit Sitz in Berlin. Seit 12 Jahren unterstützt Multiplicities Politik, Wirtschaft und kreative Szenen im europäischen Kontext auf Wegen zu zukunftstauglichen Stadtregionen. Multiplicities berät Kommunen, Städte, Länder und EU-Programme im Bereich der Entwicklung innovativer Orte mit kollaborativen Beteiligungsprozessen.
Martina Hülz leitet das Referat „Wirtschaft und Mobilität“ an der Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz Gemeinschaft (ARL) Hannover. Zuvor forschte und lehrte sie an den Universitäten Dortmund, Duisburg-Essen und Luxemburg u. a. zu räumlichen Lernprozessen, Wissensökonomie sowie Wissens- und Technologietransfer. Sie studierte Geographie, Soziologie und Städtebau in Berlin, Bonn und Southampton und arbeitete nach ihrer Promotion an der Universität Luxemburg einige Jahre als Projektleiterin in einem Büro für Regionalberatung.
Benedikt Schmid ist akademischer Mitarbeiter am Lehrstuhl Geographie des Globalen Wandels an der Universität Freiburg und promovierte in Geographie an der Universität Luxemburg. In seiner Forschung untersucht er die Rolle zivilgesellschaftlicher Initiativen und sozialökologischer Unternehmen in Transformationsprozessen hin zu nachhaltigen und wachstumsunabhängigen Wirtschaftsformen.
Christian Schulz, Wirtschaftsgeograph, ist Professor für nachhaltige Raumentwicklung an der Universität Luxemburg, wo er sich aus wirtschaftsgeographischer Perspektive insbesondere mit alternativen Ökonomien und Postwachstumsansätzen beschäftigt. Er studierte Geographie in Saarbrücken, Québec und Metz, promovierte an der Universität des Saarlandes und habilitierte sich an der Universität zu Köln.
Niko Paech, Manfred Folkers: „All you need is less. Eine Kultur des Genug aus ökonomischer und buddhistischer Sicht“, oekom verlag, München 2020, 256 S., ISBN-13: 978-3-96238-510-1
Achtsamkeit und Nachhaltigkeit sind zu Modebegriffen geworden. Sie sind aber ebenso zentrale Pfeiler der aktuellen Suffizienz-Bewegung und der jahrtausendealten Lehre des Buddha.
Mit Niko Paech und Manfred Folkers loten zwei Experten aus, welche Potenziale die beiden Denkrichtungen mitbringen, um unseren zerstörerischen Wachstumspfad zu verlassen. Über eine provokante Abrechnung mit den Wachstumstreibern kapitalistischen Wirtschaftens und das Besinnen auf die Tugenden eines konsumbefreiten Lebens entwickeln sie eine „Kultur des Genug“. Denn nur mit einer »zufriedenen Genügsamkeit« werden sich die großen Krisen unserer Zeit lösen lassen.
Prof. Dr. Niko Paech ist einer der profiliertesten Wachstumskritiker Europas und wurde mit seinem Buch „Befreiung vom Überfluss“ (2012) zum führenden Vordenker der Postwachstumsökonomie im deutschsprachigen Raum.
Paech ist außerplanmäßiger Professor im Bereich Plurale Ökonomie an der Universität Siegen.Von 2008 bis 2016 war er als Vertreter des Lehrstuhls für Produktion und Umwelt (PUM) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg tätig. Zudem ist er Mitglied verschiedener Netzwerke und Einrichtungen im Nachhaltigkeitsbereich, unter anderem als Vorsitzender der Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ).
Manfred Folkers unterrichtet Taijiquan und Qigong und ist seit 25 Jahren Vorsitzender des Vereins „Achtsamkeit in Oldenburg“. Er ist Buchautor und seit 2009 Mitglied des Rates der Deutschen Buddhistischen Union. 2004 wurde er von Thich Nhat Hanh zum Dharma-Lehrer ernannt.
Claus-Andreas Lessander: „Eine-Welt-Verbrauch? Wir machen’s einfach! Eine Familie auf dem Weg zum nachhaltigen Leben“, oekom verlag, München 2020, 176 S., ISBN-13: 978-3-96238-198-1
Als die siebenjährige Helena zum ersten Mal vom Erdüberlastungstag hört, fragt sie: „Und wieso macht da keiner was?“ Gute Frage. Ob Plastikmüll, Insektensterben oder Klimawandel – die Probleme springen einen förmlich an. Doch wie geht man damit um?
Anfang 2018 beschließt Familie Lessander, mit kleinen Schritten loszulegen, und macht sich auf den Weg zu einem nachhaltigeren Leben. Das Ziel ist klar: der »Eine-Welt-Verbrauch« – sie wollen nur so viele Ressourcen verbrauchen, wie der Planet auch tatsächlich zur Verfügung stellt. Und siehe da: Gemeinsam schaffen sie mehr, als sie anfangs geglaubt haben. Was im Alltag wirklich funktioniert und wo sie an ihre Grenzen stößt, zeigt die Familie im Selbstversuch.
Claus-Andreas Lessander, Förster aus Leidenschaft, hat seit 2011 in verschiedenen Funktionen die Ausweisung und Gründung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald maßgeblich mitgestaltet. Er ist Referent in der Abteilung Strategische Planung bei den Landesforsten Rheinland-Pfalz und dort unter anderem an der Erstellung des Nationalparkplans beteiligt.
Leonie Bossert, Lieske Voget-Kleschin, Simon Meisch (Hrsg.): „Damit gutes Leben mit der Natur einfacher wird. Suffizienzpolitik für Nachhaltigkeit“, Metropolis, 2019, 280 S., ISBN-13: 978-3-7316-1340-4
Die Beiträge dieses Bandes entstanden im Rahmen einer 3-teiligen Tagungsreihe in den Jahren 2016–2018 an der Internationalen Naturschutz Akademie des Bundesamtes für Naturschutz. Sie befassen sich erstens mit konzeptionellen Grundlagen der Suffizienz, also etwa den Fragen, was unter Suffizienz verstanden wird, warum sie wichtig ist und was sie für unterschiedliche Lebensbereiche bedeuten könnte. Sie erörtern zweitens, welche Rahmenbedingungen nötig und möglich sind, um Lebensstiländerungen zu erleichtern, die nachhaltige Entwicklung fördern. Ein dritter Schwerpunkt des Bandes liegt in der räumlichen Dimension von Suffizienz (-politik): Welche Herausforderungen und Möglichkeiten birgt Suffizienzpolitik im städtischen und ländlichen Raum? Welches Transformationspotenzial hin zu nachhaltigeren Gesellschaften liegt darin, Räume neu oder anders zu denken? Die Beiträge des Bandes geben Antworten auf konzeptionelle und praktische Fragen der Suffizienz(-politik) und verstehen sich als konstruktiver Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung.
Inhalt:
N. Wiersbinski: Ein persönlicher Rückblick auf 35 Jahre Auseinandersetzung mit Suffizienz
L. Fischer: Was genügt? Gedanken zur kulturellen Bestimmung von Suffizienz
C. Fischer: Grenzen ermöglichen: Suffizienzpolitik für Nachhaltigkeit
L. Spengler: Was heißt „genug“? Suffizienz als Unter- und als Obergrenze
S. Meisch: Warum Suffizienz(-Politik) keine Diktatur von Gutmenschen ist
Th. Van Elsen: Soziale Landwirtschaft als ökologische Inklusion
G. Reese, S. Drews, J. Tröger: Warum haben wir Angst vor dem Weniger? Umweltpsychologie und Suffizienz im Fokus
M. Bilharz: Nachhaltiger Konsum: Rahmenbedingungen und freiwilliges Handeln strategischer denken
M. Kopatz: Ökoroutine und Konsumenten-Erlösung: Verhältnisse verändern Verhalten
D. Ludewig: Das Potential einer ökologischen Finanzreform für Suffizienz-Strategien
R. Gessler, T.W. Pünterer: Suffizienz als handlungsleitendes Prinzip: Zu Politik und Verwaltung am Beispiel der Stadt Zürich
H. Brüning: Lässt sich Suffizienz mehrheitsfähig kommunizieren? Das Beispiel Norderstedt
U. Schönheim: Sozial-ökologische Landwirtschaft: das Regionalwert-Modell
A. Steffen: Suffizientes Wohnen in der Stadt
M. Thomas: Suffizienz – Degrowth – Transformation. Erkundungen in und Reflexionen zu leeren Räumen
Dieter Kramer: „Es gibt ein Genug. Lebensqualität, Enkelgerechtigkeit und die kulturellen Dimensionen zukunftsfähigen Lebens“, oekom verlag, München 2019, 296 S., ISBN-13: 978-3-96238-140-0
Wir müssen! Wir sollen! Wir dürfen nicht! Solche Aufforderungen gibt es zu viele, wenn es um die Zukunft geht. Dieses Buch wagt einen anderen Blick: Menschen können!
Die Suche nach Lebensqualität, der Wunsch nach einer lebenswerten Zukunft für sich selbst und die Enkel und die Einsicht, dass es ein Genug gibt – das sind für viele Menschen zentrale Motive ihres Handelns.
Dieter Kramer zeigt mit dem Blick in die Vergangenheit: Menschen können zu allen Zeiten mit Mangel ebenso umgehen wie mit Reichtum, sie können gemeinsam und nachhaltig wirtschaften. So sind sie auch in der Lage, Wege zu Nachhaltigkeit und zu einer sozialökologischen Wende zu beschreiten – wenn sie von der Politik eingeleitet wird.
Professor Dieter Kramer wurde 1940 in Rüsselsheim am Main geboren. Der Europäische Ethnologe hat in Marburg, Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck gelehrt, war im Kulturdezernat der Stadt Frankfurt am Main sowie am Münchner Goethe-Institut tätig und von 1990 bis 2005 Oberkustos des Frankfurter Museums für Völkerkunde. Er wirkte unter anderem als Sachverständiger in der Enquete-Kommission »Kultur in Deutschland« des Deutschen Bundestags.
Psychologie Heute Compact 58: „Vom Glück des Weniger. Zu viel Leistungsdruck, zu viel Konsum, zu viel Internet: Wie wir runterschalten und erfüllter leben“, Julius Beltz GmbH & Co. KG, 2019, 98 S., ISBN-13: 978-3-407-47258-8
Wir leben in einer Welt des Überflusses. Von allem, so scheint es, haben wir zu viel. Und zwar nicht nur im materiellen Sinn. Wir fühlen, dass zu viel auf uns lastet: ein Druck, immer auf dem Laufenden sein zu müssen, immer Leistung zu bringen, immer erreichbar zu sein. Wir haben Angst, den Anschluss zu verlieren und etwas zu verpassen.
Doch wir merken, dass wir so nicht weitermachen können, weder ökologisch noch psychologisch. Und so entrümpeln wir unsere Wohnung und überdenken unsere Gewohnheiten und unseren Leistungsanspruch. In der Bewegung des Minimalismus versuchen Menschen, sich gegen die Übermacht der Dinge und des Konsums zur Wehr zu setzen. Wie wir uns in all dem „Zuviel“ wieder auf das Wesentliche konzentrieren und dem „Weniger“ eine Chance geben, lesen Sie im Themenheft aus der Reihe Psychologie Heute compact.
Reimer Gronemeyer: „Tugend. Über das, was uns Halt gibt“, Edition Körber, 2019, 216 S., ISBN-13: 978-3-89684-269-5
Dieses Buch will sich auf die Suche nach den neuen Tugenden machen, die imstande sein müssen, drohender Verwüstung mit Liebe zu begegnen. Tugenden, die mit kluger Selbstbegrenzung auf die entfesselte Konsumgesellschaft reagieren. Die der Egomanie tapfer das Du entgegensetzen, um den anderen nicht aus dem Auge zu verlieren. Die gegen alle Trends eine gerechte Lebenswelt einfordern. So wachsen in Anknüpfung an die alten christlichen Tugenden die neuen, die gebraucht werden, auf dem Boden der freundschaftlichen Begegnung zwischen Menschen. Sie leben aus dem Glauben an die Kraft des hoffenden Menschen.
Für den Soziologen und Theologen Reimer Gronemeyer sind es die Tugenden, die unserem Leben Halt geben und es individuell und gesellschaftlich glücken lassen.
„Tugend“ ist das leidenschaftliche, kämpferische Werk eines Mannes, der mit seinem Leben und seinen Büchern für eine Welt eintritt, die wieder menschlicher wird. Nicht, um das Gestern zu bewahren. Sondern um sich zu entscheiden: für ein Morgen, das uns allen eine lebenswerte Perspektive bietet.
Reimer Gronemeyer ist promovierter Theologe und Soziologe. Seit 1975 ist er Professor für Soziologie an der Justus- Liebig-Universität Gießen, wo er 2018 zum Ehrensenator ernannt wurde. Regel mäßige Forschungsprojekte führten ihn nach Osteuropa und Afrika. Er ist Autor zahlreicher Sachbücher und wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Seit vielen Jahren beschäftigt sich Gronemeyer mit Fragen der alternden Gesellschaft und des Umgangs mit Demenz und Sterben. 2015 veröffentlichte er in der Edition Körber „Altwerden ist das Schönste und Dümmste, was einem passieren kann“.
Marie-Christine Gröne: „Energiesuffizienz in der Stadtentwicklung. Akteure – Strategien – Szenarien“, oekom verlag, München 2018, 372 S., ISBN-13: 978-3-96238-069-4
Für den Klimaschutz müssen die Kohlendioxidemissionen verringert werden – massiv und schnell. Derzeit stehen dafür vor allem technische Lösungen im Fokus: bessere Energieeffizienz und mehr erneuerbare Energien. Diese Studie untersucht nun eine dritte, bislang zu wenig beachtete Strategie: die Energiesuffizienz. Sie verringert die Nachfrage nach energieintensiven Gütern und Dienstleistungen durch Verhaltensänderungen.
Zwei dafür wesentliche Sektoren werden behandelt: die Raumwärme der privaten Haushalte und der alltägliche Personenverkehr. Beide zusammen verursachen immerhin rund 40 Prozent der städtischen Energienachfrage.
Am Beispiel eines Wuppertaler Stadtteils werden dafür lokale Akteure, geeignete Strategien und das erreichbare Einsparpotenzial an Energie und Kohlendioxid analysiert. In Szenarien bis zum Jahr 2050 werden die Einsparmöglichkeiten quantitativ abgeschätzt und die Auswirkungen auf das Alltagsleben der Menschen anschaulich beschrieben.
Marie-Christine Gröne ist Geografin und Politikwissenschaftlerin. Sie forscht seit 2009 am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Ihre Schwerpunkte sind Sustainable Transition, zukunftsfähige Stadtentwicklung und nachhaltige Energieversorgung im nationalen und internationalen Kontext.
Markus Profijt: „Mobilitätssuffizienz. Grundlagen – Messung – Förderung“, oekom verlag, München 2018, 240 S., ISBN-13: 978-3-96238-070-0
Suffizientes Mobilitätsverhalten funktioniert im Alltag und kann die Treibhausgasemissionen unserer Alltagsmobilität heute schon um fast zwei Drittel senken – dies ist das ermutigende Ergebnis einer Fallstudie mit 32 Erwachsenen.
Durch Effizienz- und Konsistenzstrategien dagegen konnten Treibhausgasemissionen im Verkehrsbereich in Deutschland bisher nicht gesenkt werden. Demgegenüber kann Suffizienz – durch ein verändertes Konsumverhalten und einen dadurch verringerten Ressourcenaufwand und Umweltverbrauch – die Schädigung der Umwelt deutlich reduzieren.
Markus Profijt definiert in seiner Studie erstmals, wie die Mobilitätssuffizienz und die dafür geeigneten Handlungsoptionen gemessen werden können. Die Ergebnisse seiner empirischen Pilotstudie zeigen, wie die Mobilitätsbedürfnisse und das Mobilitätsverhalten suffizient handelnder Personen aussehen. Aus seinen Analyseergebnissen entwickelt er Handlungsempfehlungen für die kommunale Praxis zur Förderung der Mobilitätssuffizienz.
Markus Profijt ist studierter Diplom-Kaufmann (FH) und Umweltwissenschaftler (Master of Science). Als externer Doktorand am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie wurde er mit der vorliegenden Dissertationsschrift am Fachzentrum Verkehr der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen der Bergischen Universität Wuppertal zum Doktor der Ingenieurwissenschaften promoviert.
Thomas Vogel: „Mäßigung. Was wir von einer alten Tugend lernen können“, oekom verlag, München 2018, 192 S., ISBN-13: 978-3-96238-065-6
Seit Jahrtausenden philosophieren Menschen über Mäßigung als Ziel für Zufriedenheit und Glück. Unser exzessiver Produktions- und Lebensstil und die Zerstörung der natürlichen Umwelt erfordern ein neues Nachdenken über diese Lebensregel als die Suche nach dem rechten Maß.
Warum gelingt es vielen Menschen in den Industrieländern nicht, sich zu mäßigen – obwohl sie wissen, dass es nötig ist? Ist der Mensch überhaupt in der Lage, sich zu beschränken, und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Welche Rolle spielen dabei Erziehung und Bildung?
Thomas Vogel taucht ein in die Philosophiegeschichte und identifiziert die Tugend der Mäßigung als bedeutsame Antwort auf falsche Glücksversprechen unserer Zivilisation.
Thomas Vogel lehrt Erziehungswissenschaft an der PH Heidelberg. Bereits seit vielen Jahren beschäftigt er sich aus philosophischer Sicht mit den Folgen der gesellschaftlichen Naturkrise. Sein Fazit: Ohne Mäßigung im Verhältnis zur Natur wird es der Menschheit nur schwer gelingen, ihre Lebensgrundlagen zu erhalten.
Frank Adler, Ulrich Schachtschneider: „Green New Deal, Suffizienz oder Ökosozialismus? Konzepte für gesellschaftliche Wege aus der Ökokrise“, oekom verlag, München 2016, 318 S., ISBN-13: 978-3-86581-213-1
Unsere ökologischen Lebensgrundlagen sind in Gefahr – aber woran liegt das und wie kann man das verändern? Breite Unterstützung genießen „grüne“ Technologien, von ihnen wird die Trendwende zu einem nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen erwartet. Kontrovers wird hingegen diskutiert, wie tief die Ursachen der ökologischen Krise in den sozio-ökonomischen Strukturen, Lebensweisen und Weltsichten unserer modernen kapitalistischen Gesellschaft wurzeln. Wie radikal können und müssen gesellschaftliche Alternativen gedacht werden, um Auswege aus der ökologischen Krise zu eröffnen? Welche Wege dorthin sind denkbar und von wem sind erste Schritte zu erwarten? Dieses Buch vermittelt einen Überblick in einer schwer überschaubaren Debatte, indem es das Spektrum der wesentlichen Denkansätze herausarbeitet – von Subsistenz und „warmherziger Genügsamkeit“ bis zu grünem Kapitalismus, von individuellem Kulturwechsel bis zu sozial-ökologischer Regulation.
Der promovierte Soziologe Frank Adler forschte bis zur Jahrtausendwende vorrangig zur Industriesoziologie und zum Wandel sozialer Ungleichheit in Ostdeutschland, danach wurde die sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung sein Arbeitsfeld.
Ulrich Schachtschneider, promovierter Sozialwissenschaftler, ist als Energieberater und freiberuflicher politischer Referent tätig. Zu seinen Themen gehören Nachhaltigkeitskonzepte und soziale Umweltpolitik.
Marion Leng, Kirstin Schild, Heidi Hofmann: „Genug genügt. Mit Suffizienz zu einem guten Leben“, oekom verlag, München 2016, 142 S., ISBN-13: 978-3-86581-815-7
Wie sieht das Leben der Menschen aus, die möglichst wenig Ressourcen verbrauchen und suffizient, also genügsam, leben möchten? Welche Einstellungen und Werte motivieren sie, so zu leben? Welche Faktoren erleichtern ihnen einen solchen Lebensstil, was macht es ihnen schwer? Kann ein suffizienter Lebensstil zu mehr Lebenszufriedenheit führen und ein gutes Leben begünstigen?
Die Autorinnen haben auf der Suche nach Antworten auf diese Fragen Menschen aus der Schweiz befragt, die einen suffizienten Lebensstil pflegen. Und sie haben mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutiert, wie ein solcher Lebensstil salonfähig gemacht werden könnte.
Denn klar ist: Nur wenn wir unseren Lebensstil anpassen, kann es gelingen, unseren Ressourcenverbrauch zu verringern und die damit verbundenen ökologischen und sozialen Auswirkungen zu begrenzen.
Marion Leng forscht schwerpunktmäßig zu den Themen Suffizienz und gutes Leben, Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie nachhaltige Regional- und Landschaftsentwicklung und leitet einen Weiterbildungsstudiengang zu Nachhaltiger Entwicklung. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am „Centre for Development and Environment“ der Universität Bern.
Kirstin Schild studierte Philosophie und Germanistik an der Universität Bern, hat eine Ausbildung als Gymnasiallehrerin und in angewandter Ethik. Ihre aktuellen Forschungsgebiete sind Suffizienz und Fragen nach dem guten Leben. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am „Centre for Development and Environment“ der Universität Bern.
Heidi Hofmann hat das Nachdiplom Umweltnaturwissenschaften und befasst sich insbesondere mit Fragestellungen aus den Themenbereichen Umwelt, Mobilität und Energieeffizienz. Sie ist seit 2003 Geschäftsführerin von „NewRide“, einem Programm zur Förderung von Elektrozweirädern. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am „Centre for Development and Environment“ der Universität Bern.
Manfred Linz: „Suffizienz als politische Praxis. Ein Katalog“, Wuppertal Spezial, Band: 49, Verlag Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, Wuppertal 2015, 55 S., ISBN-13: 978-3-929944-96-9
Wie lässt sich die Notwendigkeit der Suffizienz in der Breite der Bevölkerung einwurzeln? Da gibt es zunächst die Hoffnung auf einen kulturellen Wandel, in dem die immateriellen Werte des Lebens besser verstanden und höher geschätzt werden. Es gibt inzwischen viele Initiativen, suffizientes Leben und Wirtschaften in die Öffentlichkeit zu tragen, um für sie Aufmerksamkeit zu gewinnen und für sie zu werben. Auch lehrt inzwischen der Alltag Suffizienz. Da das tägliche Leben teurer geworden ist und weiterhin teurer werden wird, wächst auch die Einsicht in Grenzen des Konsums, zusammen mit der Erfahrung, dass maßvoller Genuss die Lebensfreude nicht schmälert.
Der hier zusammengestellte Katalog von Suffizienzpolitiken ist nicht nach Sachgebieten aufgebaut, sondern nach Eingriffstiefe und vermutlicher Akzeptanz der Maßnahmen. Im ersten Abschnitt stehen Politiken, die wohl die Zustimmung des größten Teils der Bevölkerung finden werden, weil sie ihr Leben erleichtern oder jedenfalls nicht beschweren werden. Ihr Ertrag für den Klimaschutz und die Ressourcenschonung ist freilich begrenzt.
Der zweite Teil enthält Politiken, die Umstellungen und neues Nachdenken erfordern, die einen spürbaren Eingriff in das Gängige und so gern Gewählte bedeuten, für die Routinen gewechselt und neue Gewohnheiten gefunden werden müssen, die aber keinen tief greifenden Wandel der Lebensweise erfordern. Ihr Beitrag zum Erhalt der Natur fällt durchaus ins Gewicht.
Im dritten Teil stehen die Politiken, die in das gewohnte Leben und Wirtschaften eingreifen, die ein gründliches Umdenken und die auch Verzichte fordern. Dafür leisten sie einen entscheidenden Beitrag zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen.
Die hier vorgestellten 30 Politiken sind keine erschöpfende Aufstellung. Es sind Beispiele, Stellvertreter, ein Strauß von Möglichkeiten sehr unterschiedlicher Reichweite.
Uwe Schneidewind, Angelika Zahrnt: „Damit gutes Leben einfacher wird. Perspektiven einer Suffizienzpolitik“, oekom verlag, München 2013, 176 S., ISBN-13: 978-3-86581-566-8
Angesichts der Umwelt- und Energiekrise wird diese Frage immer öfter mit 'Ja' beantwortet. Immer mehr Menschen drosseln ihren Fleischkonsum und Plastikverbrauch oder ziehen Car-Sharing-Angebote dem eigenen Auto vor. Um den Energie- und Ressourcenverbrauch unserer Gesellschaft zu senken, muss diese Öko-Avantgarde jedoch in eine Massenbewegung transformiert werden. Hierzu bedarf es einer Fokussierung der Politik auf wirksame Suffizienzstrategien.
Den Autoren gelingt es, die Idee des Maßhaltens erstmals in ein politisches Programm zu überführen und zu zeigen, wie es sich weitab von totalitärem Zwang in politische Praxis übersetzen lässt. Ein mutiger Vorstoß, das kontroverse Thema Suffizienzpolitik auf die politische Agenda zu setzen!
Uwe Schneidewind ist Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Er ist Mitglied des Club of Rome und Sachverständiger der Enquete-Kommission "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität". Die Volkswirtin Angelika Zahrnt ist Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung. Bis 2007 war sie Vorsitzende des BUND Deutschland.
Manfred Linz: „Weder Mangel noch Übermaß. Warum Suffizienz unentbehrlich ist“, oekom verlag, München 2012, 146 S., ISBN-13: 978-3-86581-399-2
Weder Mangel noch Übermaß – diese Formel fordert materielle Teilhabe für alle ein, sucht und vertritt zugleich aber streitbar die Begrenzung des Wohlstandes auf ein rechtes Maß. Sie fasst damit das Anliegen dieses Buches prägnant zusammen. Der Autor warnt vor Lösungen, die allein auf technologische Effizienz bauen, ganz gleich wie attraktiv und intelligent sie sein mögen. Denn sie werden in ihrer Durchsetzung und Wirkung überschätzt und verhindern weder Übermaß noch ungerechte Verteilung. Dagegen hilft Suffizienz (von lat. sufficere – ausreichen) als Strategie zur maßvollen Ressourcennutzung unsere Bedürfnisse auf das menschliche Maß zu konzentrieren. Doch wie lernen Gesellschaften das? Was steht dem Wandel zur Zukunftsfähigkeit im Wege? Wie lässt er sich fördern? Hierzu entsteht gerade eine gesellschaftliche Debatte und auch Entscheidungsträger stellen sich den Themen Wachstum und Wohlstand zunehmend kritisch. Manfred Linz liefert dafür einen substanziellen Beitrag.
Als Dr. Manfred Linz zum Team des Wuppertal Instituts in dessen Anfangsjahren stieß, hatte er seine „Broterwerbslaufbahn“ bereits hinter sich: Er studierte Theologie und Sozialwissenschaften, war wissenschaftlicher Assistent an der Universität Hamburg sowie leitender Rundfunkredakteur beim NDR und WDR. Am Institut widmet sich der 1927 Geborene den Forschungsfragen rund um Öko-Suffizienz und Lebensqualität sowie Soziales Lernen.
Oliver Stengel: „Suffizienz. Die Konsumgesellschaft in der ökologischen Krise“, oekom verlag, München 2011, 394 S., ISBN-13: 978-3-86581-280-3
Die ökologische Krise wird primär durch den zu hohen und weltweit steigenden Energie- und Ressourcenverbrauch verursacht. Das vorliegende Buch untersucht dessen Ursachen und Dynamik und forscht nach Möglichkeiten einer Eindämmung. Dabei zeigt sich, dass der Rückgriff auf Natur- und Ingenieurswissenschaften zur Bewältigung der ökologischen Krise nicht ausreicht. Um verstehen zu können, was menschliche Eingriffe in die Natur antreibt, ist auch die Kenntnis von sozial- und verhaltenswissenschaftlichen Zusammenhängen notwendig. In diesem Rahmen ist die Suffizienzstrategie, die auf Veränderung der Konsumstile zielt, von großer Bedeutung. Sie kann helfen, die negativen Einwirkungen auf die Umwelt in der erforderlichen Weise zu minimieren. Zugleich gilt sie jedoch vielen als unrealisierbar. Die dafür verantwortlichen Barrieren werden im Buch identifiziert und Strategien zu ihrer Überwindung gesucht.
Oliver Stengel ist Soziologe und Mitarbeiter in der Forschungsgruppe Nachhaltiges Produzieren und Konsumieren am Wuppertal Institut.
Autor: Jörg Göpfert
Jörg Göpfert ist Studienleiter Umwelt & Soziales an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt. Als einer der Ersten in Deutschland studierte er Technischen Umweltschutz, an der TU Berlin. Anschließend absolvierte er eine Ausbildung zum Redakteur an der Deutschen Journalistenschule in München.