Rich Man's Food - Essen für reiche Leute

Wenn ich ein Ei in die Hand nehme, muss ich an Linda denken. Sie war unsere Nachbarin in Nigeria. Das erste Fest, das wir gefeiert haben, war der vierte Geburtstag unseres Sohnes Elias. Wir luden die Kinder der Nachbarschaft zum Kindergeburtstag ein. Die Erwachsenen kamen auch mit – alle wollten sehen, was da passiert.
Mein Mann und ich hatten altbekannte Spiele aus unserer Kindheit vorbereitet, die wir für „einfach“ hielten, weil kaum Material benötigt wird: Sackhüpfen, Dreibeinlauf, Der Fuchs geht um … Und Eierlauf: Mit großen Löffeln rannten die Kinder durchs Gelände und versuchten, ein Ei darauf zu balancieren. Wer am schnellsten war und dabei das Ei auf dem Löffel halten konnte, hatte gewonnen. Es machte Spaß – und natürlich lagen am Ende mehrere Eier auf dem sandigen Boden. Das gehört dazu. Macht doch nichts, fanden wir.
Am Abend stand ich noch mit Linda am Tor unseres Dorfes. Wir redeten über alles Mögliche – auf einmal sagte sie: „Eier – wir nennen sie ‚rich man´s food‘. Ich habe schon lange kein Ei mehr gegessen.“ Mehr sagte sie nicht.
Christine Gühne
Einblicke

Linda mit Elias' Schwester Magdalena in Mubi/Nigeria
Christine Gühne

Die Autorin lebte mehrere Jahre mit ihrer Familie in Nigeria und unterstützte die Bildungsarbeit der Kirche der Geschwister (EYN). Nigeria ist von ebenso großer Vielfalt wie von Gegensätzen und Problemen geprägt. Neben Armut, Hunger und Menschenrechts-verletzungen sind religiöse Konflikte an der Tagesordnung. Christinnen und Christen innerhalb der EYN sind besonders stark von der Gewalt der islamistischen Terrormiliz Boko Haram betroffen.