Nachhaltig Geld anlegen - bringt das Früchte?
Projektbeschreibung
Nachhaltig Geld anlegen - bringt das Früchte?
Inspiriert von meinen Großmüttern, die sich für fairen Kaffee und für Frieden eingesetzt haben, habe ich mich entschieden, an „Umkehr jetzt!“ teilzunehmen.
Mit Anfang dreißig beginnen viele Menschen darüber nachzudenken, sich etwas aufzubauen. Für alle, deren Sparrate nicht für Haus mit Garten reicht, werden kleine Investments zum Beispiel in ETFs interessant.
Gleichzeitig wollen Menschen mehr als eine Altersvorsorge für sich selbst. Sie wollen mit dem, was ihnen anvertraut ist etwas schaffen, was bleibt. Wenn alles nur geborgt ist, wäre es doch nur allzu anständig es nicht verbraucht und kaputt, sondern blühend zurückzugeben.
Ich wollte also herausfinden, wie Geld nachhaltig investiert werden kann. Dabei habe ich mich für aktienbasierte Geldanlagen (ETFs und Fonds) mit langfristigem Anlagehorizont entschieden.
Einige Finanz-Info-Apps, Youtube Videos, Artikel und Bücher später hatte ich das Prinzip verstanden und genügend Wissen, um selbstständig Anlageentscheidungen zu treffen.
Viel schwieriger ist es zu entscheiden, was nachhaltig ist. Auch hier gibt es verschiedene Ansätze von Best-in-Class hin zum Ausschlussverfahren. Man kann also die nachhaltigsten Unternehmen jeder Branche wählen oder bestimmte Branchen (z.B. Waffen) ausschließen. Aber nach welchen Maßstäben wird entschieden und welche Maßstäbe würde ich anlegen?
Frage ich Freunde, ob sie Unternehmen wie Apple oder Siemens als nachhaltig ansehen würden, ist die erste Reaktion „nein“. Gleichzeitig bemerkt man schnell, wie diese Unternehmen auf irgendeine Weise bereits mit uns in Beziehung stehen, sei es weil wir die Produkte und Dienstleistungen nutzen oder Menschen kennen, die für diese Unternehmen arbeiten.
Wir nehmen also Teil an den Unternehmenspraktiken, wie sie sind, um nicht zu sagen, wir profitieren häufig davon (danke iPhone). Aber Anteile an Unternehmen zu haben, in deren Lieferketten Kinder in Mienen klettern, fühlt sich falsch an.
Um das Risiko beim Anlegen in Aktien zu minimieren, ist es wichtig weltweit und branchenübergreifend investiert zu sein. Wer also nur in Clean Energy investieren will geht eine Sektorwette ein, die im schlimmsten Fall zu großen Verlusten führen kann.
Ein nachhaltiges Portfolios ist immer weniger divers als sein nicht-nachhaltiger Zwilling. Hier gibt es bisher kein Portfolio, dass eine Win-Win Situation erzeugt. Möglich ist ein Kompromiss, der weder hundertprozentig nachhaltig, noch hundertprozentig breitgestreut ist, aber vielleicht beides angemessen kombiniert.
Zweites Dilemma ist, dass börsennotierte Unternehmen Profitmaximierung anstreben, nicht zuletzt, weil Anleger*innen das fordern. Menschenrechte und Umweltschutz sind "nice to have" aber keine Dividende. Dass Nachhaltigkeit und monetärer Gewinn sich nicht ausschließen müssen, hofft jede grüne Anleger*in. In der Realität bin ich mir aber nicht sicher, ob es funktioniert.
Natürlich gibt es Unternehmen mit hohem Verantwortungsbewusstsein und nachhaltigen Geschäftspraktiken. Davon sind aber nicht alle an der Börse handelbar. Und ein Portfolio aus handverlesenen Einzelwerten wäre nicht nur riskant, sondern auch extrem zeitaufwendig.
Weil ich den Königsweg beim nachhaltigen Investieren nicht gefunden habe, habe ich die Ergebnisse auch nicht als Multiplikatorin in die Nachhaltigkeitsgruppe meiner Gemeinde einbringen wollen. Zumal meine Recherche so oder so keine Anlageberatung sein kann. Sie war aber Grundlage vieler Gespräche, denn das Thema hat viele Interessiert.
Außerdem habe ich die Teilnahme an „Umkehr jetzt!“ dafür genutzt, mich in meinem kirchlichen Umfeld stärker zu vernetzen, was mir bei kommenden Projekten hilfreich sein wird.
Ansprechpartnerin
Sarah Junghans