Nachfragen: Anthropozän - Das Zeitalter des Menschen
Gott liebt seine Schöpfung. Lieben wir Menschen sie auch?
Wenn es stimmt, dass wir beschützen und bewahren, was wir lieben, dann kann es mit unserer Liebe zur Schöpfung nicht weit her sein. Denn in beispielloser und kurzsichtiger Weise beuten wir sie aus. Die Spuren, die wir dabei hinterlassen, sind so groß und so tief, dass sie nach Ansicht von Geolog*innen den Rang eines neuen Erdzeitalters erlangt haben. Dieses nennen sie „Anthropozän“. „Anthropos“ be-deutet im Griechischen „Mensch“, und gemeint ist ein neues Zeitalter, das von Menschen gemacht wird und die Erde unumkehrbar verändert. Im Mittelpunkt steht die These, dass der Mensch in die Geologie der Erde so tief eingreift, wie es zuvor nur Eiszeiten vermochten. Technische Innovationen und ihre gra-vierenden Auswirkungen haben unser Erdsystem als Ganzes verändert.
Der Begriff Anthropozän wurde von dem Chemiker und Nobelpreisträger Paul J. Crutzen im Jahr 2000 auf einer wissenschaftlichen Tagung vorgeschlagen. Er setzt sich im Sprachgebrauch immer mehr durch, auch wenn das Anthropozän noch nicht von der Internationalen Kommission für Stratigraphie (historische Geologie) in London als neues Erdzeitalter anerkannt ist. Doch unabhängig davon verdeutlicht der Begriff unmissverständlich die Ausmaße unseres Umgangs mit der Erde und der Mitschöpfung.
Er ist ein Weckruf. Ein Weckruf, die Macht, die dem Menschen, dem „Anthropos“ gegeben ist, besser zu verstehen und zu nutzen. Mit mehr Verantwortung, mit mehr Verstand und ja, auch mit mehr Liebe. Denn was wir lieben, das sollten wir beschützen und bewahren. (cl)
Nachschauen: Willkommen im Anthropozän
Trailer zur Ausstellung im Deutschen Museum
Nachschauen: Leben wir in einem neuen Erdzeitalter?
Spektrum der Wissenschaften
Autorin: Constanze H. Latussek (cl)
Constanze H. Latussek stammt aus Leipzig und studierte Politikwissenschaften mit Schwerpunkt Umwelt- und Internationale Politik in Berlin, Münster und Leeds. Sie arbeitete als Journalistin und Chefredakteurin bei Zeitungen, Radio- und Multimedia-Formaten im In- und Ausland, u. a. im Deutschen Bundestag. Später war sie als Marketingdirektorin & Pressesprecherin der Sparkasse Leipzig tätig. Mit ihrer 2011 gegründeten Kommunikations&Coaching-Agentur Korax Kommunikation und in der NEOFAKTUR-Genossenschaft betreut sie gemeinnützige Kunden wie z. B. Diakonische Werke und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, berät Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit und begleitet Teams und Gruppen in Veränderungsprozessen. Seit Juni 2019 koordiniert sie den Ökumenischen Prozesses "Umkehr zum Leben - den Wandel gestalten".